Oberrheinisches Bädermuseum
Unabhängig von heutigen Staatsgrenzen stellt das Oberrheinische Bädermuseum eine Kulturgeschichte des Heilbadens über 2000 Jahre hinweg in der Regio, der Landschaft am Rhein zwischen Schwarzwald, Vogesen und Schweizer Jura dar.
Römerzeit
Ein Modell der römischen Thermenanlage von Badenweiler, die zu den größten nördlich der Alpen gehörte, ermöglicht einen Einblick in die hochentwickelte Badekultur der Römer.
Hoch- und Spätmittelalter
Auf den Niedergang in der alemannischen Periode blühte das Bäderwesen im Hoch- und Spätmittelalter (12. Jahrhundert) in den Städten wieder auf, als öffentliche und private Badstuben eingerichtet wurden, die der Körper- und Gesundheitspflege, der Entspannung und geselligem Beisammensein dienten.
Es entstand der neue Beruf des Baders. Er betrieb nicht nur (als Pächter) die Badeeinrichtung (Schwitz-, Dampf-, Kräuterbäder), sondern führte auch Funktionen der Wundärzte und Barbiere aus, zum Beispiel mit Schröpfen und Aderlaß, damals beliebten Behandlungsmethoden.
Beginnende Neuzeit
Im 16. Jahrhundert wurde die Bedeutung und Wirkung der natürlichen Heilquellen (Paracelsus) erneut entdeckt. Ärzte informierten über die Heilbäder. Der leitende Arzt der vorderösterreichischen Regierung Pictorius berichtete in seinem »Badefahrtbüchlein« (1560) über die Heilbäder der Regio. Die besonders im Frühling beliebten Badereisen in die Mineralbäder – »Sauerbrunnen« genannt – konnten sich aber nur wohlhabendere Schichten leisten.
Das gemeinsame stundenlange Sitzen im Heilwasser für »beyderlei Geschlecht« (mit Essen und Trinken, Musizieren und sonstigen Freuden) änderte sich im 17. Jahrhundert. Es entstanden getrennte Bäder zunächst nach Ständen, später nach Männern und Frauen. Die Badekur mit dem Symptom »Badeausschlag« wurde im 18. Jahhundert abgelöst von den Trinkkuren.
Die Regio zeichnete sich im 19. Jahrhundet durch besonders viele Heilbäder aus. Das Bäderwesen entwickelte sich in zwei unterschiedliche Richtungen. Viele alte Kurorte wurden großzügig zu einem Modebad ausgebaut, das ein interessantes kulturelles und gesellschaftliches Leben versprach.
Die vielen kleinen Badeorte wiesen oft lediglich ein Badehaus auf, das zu einer Gastwirtschaft gehörte. Sie wurden »Freßbädle« genannt. Nach dem 1. Weltkrieg gaben fast alle Badwirtschaften den Badebetrieb auf.
Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts mit seiner neuartigen sozialen Gesetzgebung (RVO = Unfall-, Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung, die Vorsorge und Rehabilitation der Arbeitkraft in den Vordergrund stellten), der Wirtschaftsaufschwung nach dem 2. Weltkrieg, verbesserte Bohrtechniken und intensivierte balneologische Forschung schufen die Voraussetzungen für einen Aufschwung des Bäderwesens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit der Entstehung zahlreicher neuer Bade- und Kurorte.
Bellingen wird Bad
Diesen Grundlagen verdankt sich Bad Bellingen, als die Bohrung nach Erdöl 1955 auf warmes Wasser stieß. Der restaurierte Weinbottich, in den im November 1956 das erste Bellinger Mineral-Thermalwasser floß, stellt den Mittelpunkt des Bädermuseums dar, beginnt mit ihm doch die Entwicklung »vom Winzerdorf zum Heilbad«.